6 Tanzstunden in 6 Wochen

von Nicole Paschek, 06.01.2020

Zwei Darsteller und sechs Tänze – mehr braucht es nicht, um ein Theater zu füllen und die Zuschauer zu begeistern.

Es beginnt mit einem Klingeln an der Tür. Die ältere Dame Lily Harrison, gespielt von Barbara Ullmann, hat sich einen privaten Tanzlehrer gebucht. Innerhalb von sechs Wochen soll ihr Michael Minetti in ihrer Wohnung sechs Tänze beibringen. Doch noch bevor Lily die Tür öffnet, streiten die beiden bereits. Denn der von Dimetrio-Giovanni Rupp gespielte Michael ist temperamentvoller Italiener mit einem besonderen Humor. Die ehemalige Lehrerin will ihn wieder vor die Tür setzen, doch lässt sie die erkrankte Ehefrau Michaels zögern. Sie gibt ihm eine zweite Chance und lässt sich auf ihn ein. Alles beginnt mit dem Swing.

Fotos: © Theater Trier, Marco Piecuch

Schnell stellt sich heraus, dass Michael gar keine Ehefrau hat. Er ist nämlich schwul. Aus Angst vor der potentiellen Intoleranz von Lily – der Ehefrau eines Baptistenpredigers – hat er bezüglich seiner sexuellen Orientierung gelogen. Doch auch Lily hat geflunkert, wie sie bald bekennen muss. So lernen sich Lily und Michael mit jeder Woche und jedem Tanz besser kennen.

Sie erkennen, dass beide ihre Päckchen zu tragen haben und keiner von beiden so ist, wie er auf den ersten Blick scheint. Das Stück spielt mit diesen Vorurteilen. Auch als Zuschauer bringt man eine gewisse Erwartungshaltung mit ins Theater und ist dann positiv überrascht, wenn in bestimmten Szenen doch nicht das passiert, was man erwartet.

Das von Richard Alfieri geschriebene Schauspiel lebt vom Humor der beiden Protagonisten und von der Ausdrucksstärke der beiden Darsteller. Es erzählt die Geschichte einer Freundschaft, von Einsamkeit, Trauer, Liebe und Angst. Man kann als Zuschauer herzlich lachen und weinen. Das Stück ist ein Wechselbad der Gefühle, die nie aufgesetzt oder überdreht wirken. So tanzen sich Dimetrio-Giovanni Rupp und Barbara Ullmann mit Swing, Tango, Walzer, Foxtrott, Chac-Cha-Cha und Modern Dance in die Herzen der Zuschauer.

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