Alice, Alice, who the Fuck is Alice??!!

Wer Lewis Carolls Kinderbuch „Alice im Wunderland“ oder entsprechende Filme dazu kennt, weiß um die bizarre Beschaffenheit jener Fantasiewelt. Das Mädchen Alice gerät in eine surreale Welt voller gespenstischer und verrückter Gestalten, die sich jeglicher diesseitiger Normalität entziehen. Doch ist sie wirklich das Opfer in dieser Geschichte, dessen Welt aus den Fugen gerät? Oder ist nicht eher sie die Abnormale, die in eine zwar andere, doch nach ihren eigenen Regeln funktionierende Welt eindringt?

Was passiert, wenn Alice zum störenden Gör‘ wird, zeigte das Trierer Ensemble um „Kreuz&Quer“ auf dem GraFiTi-Festival. Während in Carolls Geschichte das Mädchen zum Spielball der anderen Figuren wird, machte die Trierer Truppe aus der Protagonistin eine obszön-lassive Nymphomanin. Alice drangsaliert, foltert, belästigt und beleidigt ihre Gegenüber bis sich diese am Schluss geschlossen gegen sie wenden. Die Alptraumhaftigkeit, die das Stück für Zuschauer über 16 Jahren prädestiniert, wird durch sadomasochistische Einschübe einerseits und einer Rahmenhandlung im Irrenhaus andererseits zum höllischen Gefängnis erhoben. Doch auch die höllische Hitze im Theaterschiff selbst trieb sowohl Darstellern als auch Zuschauern Schweißperlen auf die Stirn und zog die teils langatmigen Szenen nochmals in die Länge. Die Trierer wussten den engen Raum jedoch geschickt für sich einzunehmen und verwandelten mit ihrer facettenreichen Palette an bizarren Figuren das Schiff in einen mystischen Ort. Wer am Ende auch nur noch einen Funken Sympathie für Alice übrig hatte, musste wohl, der Hitze geschuldet, eingedöst sein. Vielmehr regte die Inszenierung dazu an, bekannte Figurenkonstellationen unter neuen Gesichtspunkten zu überdenken. Auch wenn die Trierer Variante hier und da überzogen sein mochte, gelang es dem Ensemble (dem wenige Tage zuvor ein Schauspieler abgesprungen war, der kurzerhand ersetzt werden musste), eine neue Perspektive zu erzeugen.

Von Nina Roob

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