Cats

Erinnerungen, Emotionen und Extravaganz

Schwarze Kunststoffblöcke, Projektionen, Lampions und eine Treppe, auf der eine reale Katze kurz zu sehen ist. Getragen vom Katzenoberhaupt, das sich mit etwa 20 Darstellenden in schillernden Kostümen die Bühne teilt. Tanz wird um akrobatische Einlagen ergänzt, Streicher, Blas- und Tasteninstrumente treffen auf Gesang. Das Lied „Memory“ ist nur mehr ein Teil des emotionalen Höhepunkts, Stanislav Moša bringt die Arie „In una Teppida Notte“ erneut in „Cats“ ein. „Bravi“-Rufe des Publikums folgten vergangenen Samstag, rund 25 Jahre nach der Uraufführung.

Wie jedes Jahr versammeln sich Katzen zum Jellicle-Ball, der mit der Erwählung einer Katze zur Wiedergeburt endet. Die Schar erzählt, was Jellicle-Katzen sind. Jenny, Vorbild für die jüngeren Katzen, beginnt mit ihren Ausführungen. Sie wird von einem Rock´n´Roll-Kater unterbrochen, der die Aufmerksamkeit weiblicher Katzen auf sich zieht. Weitere ungebetene Gäste gesellen sich hinzu: Grizabella, einstige Glamour-Katze, möchte wieder im Clan aufgenommen werden. Zwei Katzen klauen. Der Bösewicht Macavity taucht nach Motorradgeräuschen auf. Es kommt zum Kampf, zum Verschwinden- und Wiederauftauchen einzelner Katzen und zu einem Ende, das von Erinnerungen geprägt ist. Von Erinnerungen, die mit Emotionen verbunden sind und die durch das Stück „Memory“ hervorgehoben werden.

Stanislav Mošas (Brno City Theatre) Version von „Cats“ ist sentimental, aber auch heiter und ausgelassen. Mystisch-geheimnisvolle Stimmungen werden manchmal gar bedrohlich.
In einem Stück um Gemeinschaft, Rivalität und Versöhnung, dessen Inhalt es schwer fällt zu folgen, sofern man im Vorhinein keinen groben Überblick hat. Die Entführung des Katzenoberhauptes Alt-Deuteronimus wird nicht ganz klar genauso wie der Part der einzig weißen Katze Victoria, die trotz ihrer wichtigen Rolle keine Gesangseinlage hat. Deutlicher wird ihre besondere Beziehung zu Grizabella, die Form (Mutter-Tochter-Beziehung,…) bleibt offen.

Die Katzen sind das Volk in „Cats“, ihr Oberhaupt erinnert im Thron mit England-Flagge an einen herrschenden König. „Cats“  (7 Tony Awards) ist jedoch kein Musical, das mit sozialkritischen Elementen erfolgreich wurde. Die ungefähr 20 Darstellenden sprechen nur manchmal und lassen ihren Bewegungen sowie der Musik Andrew Lloyd Webbers den Vortritt. Gesang und Instrumente harmonisieren; die Londoner Gruppe wird von einem Orchester, das unter der Bühne platziert ist, begleitet. Mal tiefer, meist hoher Gesang; ein paar Takte, die nach schottischer Volksmusik klingen (mit Darsteller in Schottenrock und nacktem Oberkörper); Emotionen in den Stimmen der Singenden, die ihr Hoch in „Memory“ und „In una Teppida Notte“ erreichen. Die italienische Arie wird im Duett gesungen, Assoziationen mit Liebe entstehen beim Publikum.

Zwischenapplaus, nicht nur für diese Szene. „Cats“, auf der Gedichtsammlung von T.S. Eliot basierend, ist sowohl eine Gesangs- als auch eine Tanzperformance. Die stets präsenten Bewegungen sind schleichend wie die Vorlage des Tieres oder aber energisch, um auf sich selbst aufmerksam zu machen und um jemanden von der eigenen Person zu überzeugen. Einzelne Tänze könnten sich in Diskotheken und auf Festen wiederfinden. Die Darsteller/innen tanzen gemeinsam im Takt, wobei nicht alle dieselben Bewegungen machen. Auch wenn beim Gesang Soli vorkommen, ist meist der Großteil der Gruppe auf der Bühne.

Schwarze Kunststoffblöcke, die gegebenenfalls übereinander gestapelt werden, ein schwarzer Boden und ebenso dunkle Tücher, die den Auf- und Abgang der Bühne verdecken. Eine Treppe, auf der Kommen und Gehen auffälliger sind; auf der Darsteller/innen und eine Katze vermehrt Blicke auf sich ziehen verglichen mit den Gruppenmitgliedern, die sich unterhalb der Treppe befinden.

In schillernden, oft körperbetonten Kostümen mit Glitzer und leuchtenden Pailletten. Schmale Gesichtsmasken à la „Zorro“ und Stabmasken in Katzenform, die an den Karneval in Venedig erinnern, schaffen zusätzlich Extravaganz.

Projektionen zeigen ein zwinkerndes Katzenauge, eine Wiese mit Blumen und Schmetterlingen, und den Mond. Rotes und blaues Licht, Lampions und der (reale) Einbruch der Dunkelheit erzeugen Stimmungseffekte. Als die Ruhe bei den Katzen eintritt, wechselt das rote Licht in den Lampions auf grünes, ein schönes Symbolbild. Das Publikum klatscht und steht auf, „Bravi“-Rufe sind zu hören, eine Zugabe gibt es nicht.

Am zweiten von drei Aufführungstagen waren bei „Cats“ trotz der Kälte mehr als zwei Drittel der Plätze belegt. Das Stück machte den Abschluss des 63. Festival de Wiltz 2015.

 Für einen Rückblick: http://www.festivalwiltz.lu/

 Katharina Wurzer

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