Philadelphia Orchestra

eines der "Big Five" in Luxemburg zu Gast

Das Philadelphia Orchestra ist derzeit auf Europatour und gab am 21.05.2015 in der Luxemburger Philharmonie ein Konzert. Das Orchester steht seit 2012 unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin. Er arbeitete schon mit den Wiener Philharmonikern, London Philharmonic, der Staatskapelle Berlin und vielen weiteren weltbekannten Orchestern zusammen. Als gebürtiger Kanadier dirigierte er auch schon alle großen Orchester seines Heimatlandes. Er ist bekannt für seinen kooperativen Stil, musikalische Neugier und Enthusiasmus. Aus dem Philadelphia Orchestra zaubert er einen glühenden Streicherklang heraus, insgesamt eine homogene Fülle und veranstaltet so abwechslungsreiche Konzerte in ausverkauften Häusern. Dem Orchester gelingt es so auch, sein hohes Ansehen weltweit zu erhalten und mit seinem unverwechselbaren Klang schafft es das Orchester, Herz und Fantasie des Publikums zu berühren.

Das Konzert begann mit „Mixed Messages“ von Nico Muhly, das vom ersten Ton an für komplette Stille und Gänsehautfeeling im Publikum sorgte. Ein sehr vielseitiges Stück, das so ziemlich alle Möglichkeiten der Musik in einer Viertelstunde aufzeigt: verschiedenste Motive, Klangfarben, Rhythmen und Instrumentengruppen, die gemeinsam kommunizieren und miteinander diskutieren. Das Orchester zeigte hier sein Können in seiner vollen Bandbreite. Die gute und herzergreifende Stimmung der Musiker übertrug sich auf die Zuhörer und hielt den ganzen Abend an.

Lisa Batiashvilii ist eine der derzeit meist gefragten Geigerinnen weltweit und wird gefeiert für ihre Virtuosität und tiefgründige Empfindsamkeit. Bei führenden Orchestern auf der ganzen Welt gastiert sie und gewann Preise, den Echo-Klassik, um nur einen zu nennen. Von Schostakovitsch spielte sie das Violinsolo in a-moll, op. 77. Es ist symphonisch angelegt und beinhaltet vier Sätze sowie eine Kadenz. Die Noten fordern enorm hohes technisches Können von der Solistin. Das Leid, das man heraushört, lässt sich auf die Zeit zurückführen, in welcher das Stück entstanden ist.
Nach reichhaltigem Applaus gab es eine Romance von Tschaikowski. Nézet-Séguin begleitete die Solistin hierbei am Flügel, das Orchester wurde selbst zum Zuhörer.

 

Nach einer kurzen Pause wurde die dritte Sinfonie in a-moll, op. 44 von Rachmaninow gespielt. In diesem Stück verarbeitet der Komponist seine frühen Verluste und äußert den Wunsch, am Verlorenen festzuhalten. Als zur Melancholie neigender Künstler hatte er sowohl beim Komponieren, als auch beim Klavierspielen stets Selbstzweifel. Er wurde von starkem Heimweh geplagt, obwohl ihm die ganze Welt offen stand. So sind viele Bezüge zu russischen Volksliedern erkennbar. Dies alles wurde in vier Sätzen veranschaulicht.

Idylle und schwere Zeiten, zwei konträre Zustände, strukturierte Klänge, expressive Momente und die emotionale Kraft der Werke, das haben die beiden Komponisten Schostakowitsch und Rachmaninow gemeinsam. Beide sind von Leid und Leben geprägt, verbunden durch die Sehnsucht nach Heimat, Ruhe und Geborgenheit.

Nach Standing Ovations im komplett ausverkauften Saal gab es als Zugabe ebenfalls von Rachmaninow „Vocalise“. Dies wurde, wie auch die vorigen Stücke, mit viel Herz gespielt. Wer davor nicht gestanden hatte, erhob sich spätestens jetzt zum letzten Applaus.

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