Poetry Slam De Lux’7

Luxemburg. Am Samstagabend fand der „Poetry Slam de Lux’7“  in den Rotondes in Luxemburg Stadt statt. Der vom Institut Pierre Werner organisierte internationale Poetry Slam bot Texte und Performances von fünf verschiedenen Slammer aus fünf verschiedenen Ländern: Luxemburg, Frankreich, Österreich, Deutschland und der Schweiz. Der Slam bot jedem Künstler die Möglichkeit, sich zweimal auf der Bühne zu präsentieren. Im Teil vor der Pause wurde durchgehend auf Hochdeutsch, beziehungsweise Französisch, geslammt, nach der Pause wurde nach einem kurzen Verständigungstest das Repertoire auch durch Dialekte ergänzt, was in den betreffenden Texten nochmal einen ganz besonderen Witz hervorbrachte.

Renato Kaiser, Spoken Word Künstler, Comedian und Satiriker aus der Schweiz, eröffnete den Abend in zweisprachiger Manier. Eine kurze Vorstellung der anderen SlammerInnen bot einen Einblick auf das folgende Programm. Sein Eröffnungstext brachte viele Lacher im Publikum hervor. Renato Kaiser erzählte von seinem Viertel, welches SO tolerant sei. Von Hipstern und Multikulturalität, Alternativläden, Urban-Gardening, lokalen Produkten und dem guten Gewissen des Menschen, der alldies beobachtet und hin und wieder etwas unterstützt oder auch nur freundlich begegnet. Zusammenfassend sei ein solches Leben wie Nordic-Walking: gut, wenn es jemand anders mache.

Im Anschluss übernahm Paule Daro die Bühne und trug einen Text vor, der den Wunsch nach einem interessanten Leben äußerte. Nach einem Leben, das dem Menschen im Gedächtnis bleibt, auch wenn es kurz sein sollte. Da die Slammerin mittlerweile eine andere Position vertritt, trug sie als zweiten Text einen Kontertext vor, den sie erst kürzlich verfasst hat. In diesem geht es um das Leben an sich, darum, einfach zu leben und nicht zu leben, damit sich andere Leute an einen erinnern. Sie wolle mittlerweile älter werden als 27 (so hieß es im Text zuvor) und habe nicht mehr den Wunsch nach etwas Geschichtsträchtigem. Die Zukunft offen, dafür glücklich; das nahm man aus ihrem Kontertext als Gesamtziel mit. Auch den ein oder anderen Einblick in die luxemburgische Sprache bot Paule Daro, da sie von Sprichworten sprach, und von der Abwesenheit des Ausdrucks „ich liebe dich“ im Luxemburgischen. Letzteres wiederholte sie mehrfach in ihrem fiktiven Dialog zu ihrem Freund, was einmal mehr ihrem Wunsch nach offenem Zukunftsglück äußerte.

Als französisches Pendant des Poetry Slams trat der französische Künstler JYB auf. Auch er griff das Thema Zeit auf, dass er in seinem Folgetext um die Aspekte Flucht ergänzte. In seinem sehr schnell vorgetragenem und nicht an Wortspielen sparendem Text ging es um Hautfarbe, Sklaverei, Flucht über das Meer und Wunsch nach Humanität.

„Fremd sein“ wurde auch von der österreichischen Slammerin Rebecca Heinrich aufgenommen. Sie berichtete von „Jelena Jedermann“, die sich jeder selbst durch Vorurteile und überstürzte Eindrücke erschaffe. Weiterführend erzählte sie aus der Sicht eines Mädchens, welches neu in Deutschland ist und eingeschult wird. Mit dunkler Hautfarbe und später auch mit Kopftuch sei sich dieses Mädchen immer seiner Andersartigkeit bewusst. Nur bedingt toleriert, immer beäugt; sie sei fremd. Ihr Fazit zieht sie im Laufe der folgenden Jahre als „ich bin NICHT fremd“. Sie sei vielleicht anders, nur bedingt toleriert und immer beäugt, aber sie sei nicht fremd.

Zum Ende des Poetry-Slams stand die deutsche Sarah Bosetti auf der Bühne und erzählte amüsante Gedanken zu Gehirnen, Feminismus und Familienurlaub. Nicht selten musste das gesamte Publikum über ihre Texte lachen und schmunzeln.

 

Zusammenfassend war die 7. Auflage des Poetry Slam de Lux‘ ein voller Erfolg und kann von meiner Seite aus, an zukünftige Interessenten, wärmstens empfohlen werden.

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