Rain Man – Theater Trier

Von Nicole Paschek, 03.01.2020

Nach dem Tod seines Vaters lernt ein Mann seinen autistischen Bruder kennen und lieben. Es ist die bekannte Geschichte von „Rain Man“, die das Theater Trier nun auf die Bühne bringt.

Der egozentrische Autohändler Charlie Babbitt steht kurz vor dem Ruin, als er vom Tod seines Vaters erfährt. Den hat er nach einem Streit vor zehn Jahren nicht mehr gesehen. Das millionenschwere Vermögen des Vaters soll nun an einen unbekannten Erben in einer Klinik gehen. Charlie kocht vor Wut und macht den Unbekannten ausfindig: Es ist Raymond. Er ist Autist. Und Charlies Bruder.

Charlie und Raymond © Theater Trier, Martin Kaufhold

Es stellt sich heraus, dass Raymond mit den geerbten Millionen noch nicht einmal etwas anfangen kann, da er nicht mit Geld umgehen kann. Um an „seine Hälfte“ des Geldes zu gelangen, entführt Charlie seinen Bruder kurzerhand unter dem Vorwand ihn besser kennen lernen zu wollen. Doch Raymond hat Schwierigkeiten damit Ereignisse außerhalb seiner täglichen Routine zu bewältigen. So gestaltet sich die Reise mit Raymond als ereignisreiches Unterfangen, bei dem Charlie nicht nur seinen Bruder, sondern auch sich selbst besser kennen lernt.

Der von Dimetrio-Giovanni Rupp gespielte Charlie erfährt auf seiner Reise, dass sein Bruder manch alltägliche Aufgabe nicht ohne Hilfe meistern kann, dafür aber ein unglaubliches Gedächtnis besitzt. Raymond ist ein sogenannter Savant, ein Inselbegabter – etwa zehn Prozent der Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung besitzen solch außergewöhnliche Fähigkeiten.

Während sich Charlie und Raymond behutsam annähern, bringt das Theaterstück dem Publikum auch das Thema Autismus oder vielmehr das Autismus-Spektrum näher. Menschen mit Autismus nehmen die Welt um sie herum anders wahr als Menschen ohne Autismus. Sie haben keinen Filter, der es ihnen beispielsweise erlaubt in einem Café die Hintergrundgeräusche von Kaffeemaschine, anderen Gästen oder Türklingeln auszublenden, um sich auf das Gespräch mit ihrem Gegenüber zu konzentrieren. Wie anstrengend solch eine ungefilterte Wahrnehmung sein kann, erfahren die Theaterbesucher mitunter während einer Szene des Stücks.

© Theater Trier, Martin Kaufhold

Klaus-Michael Nix, der überragende Darsteller von Raymond, hatte vor einigen Jahren die Gelegenheit sich auf seine Rolle als Raymond vorzubereiten, als er zusammen mit Autisten einen Theater-Workshop hielt. Dabei hat er viel von ihnen gelernt – unter anderem, dass sie ganz normale Menschen sind.

Die berührende sowie unterhaltsame Geschichte von Charlie und Raymond kennt man aus dem Oscar-prämierten Film Rain Man, den die beiden Hauptdarsteller des Trierer Stücks erstaunlicherweise nie gesehen haben. Der 1988 mit Dustin Hoffmann und Tom Cruise in den Hauptrollen erschienene Spielfilm übersetzte Dan Gordon 20 Jahre später fürs Theater. Zum ersten Mal in London aufgeführt hat die Theateradaption nun auch seinen Weg auf die Bühne des Trierer Theaters gefunden, wo sie von Alexandra Marisa Wilcke inszeniert wird.

Wer mehr zum Thema Autismus erfahren möchte, hat bei jeder Inszenierung von Rain Man am Theater Trier die Möglichkeit den Infostand des Vereins Autismus e. V. im Foyer aufzusuchen. Der Verein unterstützt autistische Menschen und deren Angehörige in verschiedenen Lebensbereichen.

Weitere Aufführungen:

04.01. 19:30

11.01. 19:30

02.02. 18:00

05.02. 19:30