Rap gegen Vorurteile

GRRRRR sprach vor dem Abschlusskonzert des Rapcontests „Rap gegen Vorurteile“ mit Lisa Wiedemann von JUZ-United und Barbara Schömann der Fachstelle Anti-Diskriminierung & Diversity über ihre Zusammenarbeit in den Jugendprojekten gegen Diskriminierung und Vorurteile. Beide Initiativen arbeiten derzeit gemeinsam an dem Jugendprojekt „QuarteT – Quartiere eröffnen Teilhabe“, das im Rahmen des XENOS-Projekts der Europäischen Union entstand.

 Was ist JUZ-United und die Fachstelle Anti-Diskriminierung & Diversity?

L: JUZ-United ist ein Dachverband für alle selbstverwalteten Jugendzentren im Saarland. Diese unterscheiden sich von denen des Jugendamtes, weil es bei uns primär darum geht, dass die Jugendlichen die Zentren selbst organisieren. Während andere stets von Sozialarbeitern betreut werden, sind bei uns die Mitarbeiter nur solange vor Ort, bis die Jugendliches sie selbst verwalten können.

B: Die Fachstelle Anti-Diskriminierung & Diversity ist eine Initiative, die ein gemeinsames Verständnis von diskriminierungsbewusster Jugendarbeit fördert. Wir gehören nicht zu JUZ-United, haben aber zusammen mit zwei anderen Akteuren das Projekt „QuarteT – Quartiere eröffnen Teilhabe“ auf die Beine gestellt, das von der EU im Rahmen des XENOS-Projekts gefördert wird.

 

Was genau sind eure Aktionen?

L: Wir machen viele jugendkulturelle Aktivitäten, wie Rap- und Tanzworkshops, Ausflüge und sind eine Art Lobby für die Jugendlichen, denn wenn diese es wünschen ein Jugendzentrum aufzubauen, dann setzen wir uns für sie bei der jeweiligen Gemeinde ein. Die kommende Aktion innerhalb QuarteT ist das Abschlusskonzert des Rap-Contests am 24. Januar.

B: Uns ist vor allem übergreifende Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Außerdem  bieten wir Schulungen in Form von Seminaren an. Hier sprechen wir mit Sozialarbeitern, die für die Jugendzentren arbeiten, über Themen wie Diskriminierung oder den Umgang mit Vielfalt.

 

Wo stehen eure Jugendzentren im Saarland?

L: Eigentlich überall. Es gibt insgesamt 120 im Saarland. Damit sind wir als Dachverband die einzige derartige Struktur in Deutschland. Natürlich gibt es auch woanders selbstverwaltete Jugendzentren, allerdings nicht in der Masse wie bei uns.

Für euer gemeinsames Projekt QuarteT nutzt ihr Flyer mit Babyfotos. Da drauf steht: „Vorurteile sind nicht angeboren.“ Und man sieht Begriffe wie „Rassist“ oder „Sexist“. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

B: In unserem Projektantrag stand, dass wir eine Kampagne machen wollten, die öffentlichkeitswirksam ist und die sich eben mit dem Thema Diskriminierung und Vorurteile auseinandersetzt. Wir sind mit der Idee zu einer Werbeagentur gegangen und haben ihnen die groben Ziele vorgestellt. Drei Wochen später präsentierten sie uns zwei Entwürfe, von denen eines aus Baby-Fotos bestand. Die Begründung war: Für ein soziales Thema wie diesem, kann man nicht mit erhobenem Zeigefinger kommen, sondern man muss die Leute irritieren und provozieren. Weil jeder Babys für total unschuldig hält, lässt sich dieses Thema damit gut transportieren. Man wird nicht so geboren, sondern das Umfeld prägt die eigenen Vorurteile, sodass jeder in der Gesellschaft eine gewisse Verantwortung trägt. So einigten wir uns auf diesen Entwurf, um eben direkt zu provozieren und etwas ganz Neues zu bringen.

 

Wie kann man denn die Eltern sensibilisieren, um die Vorurteile, die sie ihren Kindern mitgeben, abzubauen?

L: Das ist natürlich eine Sache, an der wir schon immer arbeiten. Wir möchten, dass Jugendarbeit und das persönliche Leisten ein positiveres Bild bekommen. Dazu haben wir zusammen bereits eine neue Kampagne geplant.

B: Nachdem die aktuelle bald abgeschlossen sein wird, eröffnen wir die neue. Diese nennt sich „Was habt ihr denn erwartet?“. Hier geht es noch mehr um Aktionen von Jugendlichen, die überraschen und die Erwartungen sprengen sollen. Es gibt einfach noch ein sehr stereotypisches Bild auf Jugendliche. Da wollen wir zeigen, dass man das nicht einfach so generalisieren kann. Sondern es steckt viel mehr dahinter. Und wir möchten eben Jugendliche ermutigen, dass sie das mit eigenen Projekten darstellen.

Durch Schulungen, Seminare und Coaching-Prozesse haben wir von der Fachstelle außerdem einen Weg eingeschlagen, um eben die andere Seite, also die der Erwachsenen, gezielt zu erreichen.

 

Wie werden eure Aktionen für das neue Projekt aussehen? 

L: Das wissen wir auch noch nicht so richtig. Solche Kampagnen entwickeln sich erst mit der Zeit. Sicher ist, dass wir ein Vorführen der Jugendlichen vermeiden wollen. Wir machen keine Veranstaltungen, wo die Jugendlichen auf der Bühne stehen, nette Sachen machen und die Erwachsenen zugucken. Das wirkt nur aufgesetzt und nicht authentisch.

 

 

Habt ihr in Zukunft vor, regelmäßig zusammen zu arbeiten?

B: Die Problematik ist, dass wir immer von den Bundes- oder EU-Programmen abhängen. Das XENOS-Projekt geht drei Jahre lang. Ende des Jahres läuft es ab. Die Frage ist, ob man ein Neues bewilligt bekommt, da es bundesweit ein gewisses Budet gibt. XENOS ist eine Vollfinanzierung. So ist es für die meisten Leute attraktiv. Es gibt aber nur eine bestimmte Anzahl von Projekten, die genehmigt werden kann. Für das Saarland waren es bisher zwei. Das wird jetzt allerdings auf eins reduziert. Wir werden auf jeden Fall einen neuen Projektantrag stellen. Und ich bin mir sicher, dass wir das auch zusammen machen, weil es einfach viele Ideen gibt, an denen man weiterarbeiten kann.

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