Shaun Parker & Company

"AM I" im Grand Théâtre in Luxemburg

Was macht die menschliche Identität aus?

Mit dieser Frage befasst sich das Stück „Am I“, das am 24. und 25. November im Grand Théâtre in Luxemburg aufgeführt wurde. Motiviert von der grundlegenden Frage des menschlichen Seins entführt der australische Choreograph Shaun Parker sein Publikum in „AM I“ in die Geschichte des Neuaufbaus einer Gesellschaft. Im Zentrum der Handlung stehen dabei grundlegende Fragen: „Wie leben wir heute in einer globalen Gesellschaft? Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?“. Das Ensemble, bestehend aus 14 Artisten, überzeugte hierbei mit einer Mischung aus Tanz, Schauspiel und Gesang. Gleich einer Moderatorin führte die indische Gastartistin Shantala Shivalingappa das Ensemble mit kurzen Sprechpassagen durch das Stück. Kontrastiert wurde das moderne Stück durch Weltmusik und kultischen Gesängen von Nick Wales. Parker, der in Sydney die Shaun Parker & Company Tanzakademie betreibt, wählte ansonsten nur Künstler aus seinen eigenen Reihen.

Der Mensch entwickelt und bewaffnet sich

Am Anfang allen Lebens stand der Urknall. So auch bei Parkers „Am I“. Während das Publikum von der grellen Lichtwand geblendet wird, beginnen die Tänzer sich zu bewegen. Erst stehen ihre Hände im Mittelpunkt, später bedienen sie sich Metallstangen und einem Fächer. Parker stellt so gekonnt die Evolution ins Zentrum und es wird deutlich: Der Mensch entwickelt sich. Mit seiner Entwicklung und vor allem Bewaffnung kommt auch sein Machtstreben, denn die Metallstäbe dienen dazu, andere zu steuern.

Wissenschaft und Religion – ein Kontrast

Der Choreograph spielt während seines Stückes durchweg mit Kontrasten. Vor allem das Bühnenbild, welches bis auf eine Lichtwand in Schwarz gehalten ist, steht der spirituell anmutenden Livemusik entgegen. Shantala Shivalingappa tritt dagegen zwischen den Tanzeinlagen mit wissenschaftlichen Beiträgen ins Zentrum. Dabei geht es mal um Biologie, mal um Religion jedoch immer darum, was das Ich ausmacht. So spricht sie erst von den Göttern dieser Welt und kommt dann zu Social Media Plattformen. Hinterhergeschoben wird die zynische Frage: “Who am I without this?”. Parkers Stück zeigt sich durchaus gesellschaftskritisch, stellt aber auch Wissenschaft und Religion gegenüber. Shivalingappa ist es ebenfalls, die das beeindruckende Stück beendet. Dabei geht es um Mathematik: Alles in dieser Welt sei in der Zahl Pi enthalten und somit letztendlich alles eins. Uns Menschen bleibe daher nur eine Lösung: Dem Klang der Dinge zu folgen. Damit ist Parkers Stück pointiert, denn genau das hat er in seinem 50 minütigen Stück dargestellt. Was unsere menschliche Identität nun aber wirklich ausmacht, kann auch „Am  I“ nicht beantworten. Das wäre jedoch auch zu viel verlangt, denn diese Frage ist immerhin schon seit Hundertausenden Jahren ungeklärt.

 

 

 

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