„Superhero“

Kraftvoller Abschluss des Total Theater Treffens

 

Am 30.11. fand das Total Theater Treffen mit „Superhero“ in Luxemburg einen gebührenden Abschluss. Nach dem Roman von Anthony McCarten zeigt die Inszenierung (Naujoks), dass ein Stück nicht komplett bedrückend sein muss, um in die Tiefe zu gehen.

Donald Delpe (Vincent Doddema) ist vierzehn Jahre alt. Wie andere Jugendliche ist er umgeben von Konflikten mit Erwachsenen, von Unsicherheit, vor allem im Umgang mit Sexualität; von Träumen und Ängsten. Hinzu kommt bei Donald allerdings, dass er Krebs hat. Durch die Chemotherapie hat er seine Haare verloren, eine Strickmütze ist sein Begleiter. Das Aussehen wiederum wird mitunter zu einem Motiv für die Furcht, ein Mädchen anzusprechen. Donald schafft sich seinen eigenen unverwundbaren Superhelden- „Miracleman“-, der Dinge zu bieten scheint, die ihm in der realen Welt verwehrt bleiben. Donalds Eltern Jim (Rüdiger Hauffe) und Renata (Antonia Labs) sind dadurch beunruhigt, der Psychologe Dr. Adrian King (Klaus Köhler) wird zu Rate gezogen….

„Bei Superhero handelt es sich um eine Geschichte, in der es darum geht herauszufinden, was wichtig im Leben ist. Weil der Junge bald sterben wird, hat er keine Zeit zu verlieren. Er trifft schnell Entscheidungen, für die manche von uns ein ganzes Leben brauchen“, so der Autor McCarten über sein 2007 erschienenes Werk.  Die fünf Jahre später entstehende Inszenierung fokussiert vor allem auf die Perspektive Donalds, beginnt aber mit einem Blick von außen und einer Ankündigung der Szenen- etwas verwirrend der Start, umso klarer und kraftvoller der weitere Verlauf.

Tragische und komische Elemente werden gekonnt miteinander verbunden: Trotz dem Ernst der Erkrankung einschließlich Krankenhausaufenthalten und Verzweiflung der Eltern wird der Psychiater vor der gleichaltrigen Shelly lieber zum Karatelehrer deklariert. Diese sei es gewohnt, dass Männer in ihrer Gegenwart schwitzen, steht aber gegen Ende hin- vielleicht mehr als Donald- zu ihrer Unsicherheit. Mit dem Bruder, der nach außen hin keine Zweifel zu haben scheint und von sich selbst in der dritten Person spricht, wird geblödelt; mit dem Psychiater vor einem Alarm geflohen und andererseits sind Panikattacken und das Gespräch über einen Selbstmordversuch ebenfalls Elemente der Geschichte. Diese Kombination, das Anlehnen an Jugendsprache und der Einsatz von Donalds Comics (Theda Schoppe) tragen wesentlich zur Authentizität des Stückes bei.

„Miracle-Man“ verändert sich je nach den Befindlichkeiten Donalds; wird vom kaltherzigen, unzerstörbaren Wesen zu einem Menschen, den Liebe verletzen kann. Auch die Schauspielenden haben Mehrfachrollen und zeigen Geschick beim Wechsel von der einen in die andere. Durch unterschiedliche Ausdrucksweisen, Akzente, Mimik/Gestik etc. müssen Kostüme diesen Wechsel nicht mehr kennzeichnen, sie wirken in den verschiedensten Szenen/Situationen alltagstauglich.

Trotz und neben den Darstellungsleistungen kommt der musikalische Einsatz genauso wenig (zu) kurz (musikalische Leitung: Gunnar Greszik): Labs greift zum Mikrofon, während sie ihren Gesang mit Klavierspiel begleitet; ihre Kollegen spielen zusätzliche Musikinstrumente wie Gitarre. Im Interview mit Grrrrr merken sie dazu an, mit dem Lernen mancher Instrumente erst im Rahmen von „Superhero“ begonnen zu haben.

Einzig die Freunde Donalds erscheinen als wenig eigenständige Charaktere, die weder besonders wichtig sind noch die Handlung vorantreiben. Ihre Art zu reden und ihr Umgang mit dem Thema Sexualität sind vielleicht zu aufgetragen.

Bodenständiger und vielfältig verwendbar ist das Bühnenbild (Marina Stefan): An einen überdimensionalen Karton erinnernd, fungiert es mal als Krankenzimmer, mal als Discoraum, als Fläche im Freien oder Wohnraum. Sich öffnende Stellen geben eine Toilette oder Glasvitrine ab. Das Lesen der Übertitel gestaltet(e) sich, so manche Theaterbesucher/innen, als eher schwierig. Nichts desto trotz dürfte das Stück den Reaktionen nach gut angekommen sein, nicht ausschließlich beim jüngeren Publikum.

„Superhero“ ist eine ab 12 Jahren empfohlene Produktion des Staatstheaters Mainz, die am 10.10. 2014 Premiere feierte. Die nächsten Aufführungstermine sind der 9.12.2014 sowie der 12.-14.1.2015 in Mainz.

Link zum Staatstheater Mainz und den nächsten Terminen: http://www.staatstheater-mainz.com/web/veranstaltungen/justmainz/superhero

Link zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=K3VJc9Q36k0&feature=youtu.be

 

 

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