Tardi- Ausstellung in der Abtei Neumünster

"Putain de Guerre! - Elender Krieg!"

Luxemburg.  „Putain de Guerre! Elender Krieg!“ heißt die Ausstellung rund um die Werke des französischen Comiczeichners Tardi.  Thematisch dreht sich die Ausstellung mit rund 100 Originalzeichnungen um den Ersten Weltkrieg, den der Künstler seit bald 40 Jahren zeichnerisch darstellt. Vom 15. Juli bis zum 07. September sind die Werke kostenlos in der Abtei Neumünster im Grund zu betrachten.

Die sich in drei gewölbeartigen Ausstellungsräumen befindende Exposition bringt eine ganz eigene Atmosphäre mit sich. Nicht die wichtigste Schlacht oder das Ende des Krieges wird gezeigt; das Leben des normalen Soldaten an der Front steht im Fokus der Comics. Vorstellung einzelner Charaktere, Kriegsschrecken, das Leben im Schützengraben, Verletzungen, Verwüstung und Tod; von alledem wird dem Besucher in verschiedenen Räumen erzählt.

Auch wenn es „nur“ Zeichnungen sind, so erschrecken die Bilder durch ihre Grausamkeit und bleiben im Gedächtnis. Teils krasse Kontraste sind in den Werken zu finden: die schöne Sommerwiese mit den roten Blumen sieht bizarr aus, wenn im Laufe des Comics die Soldaten anrücken und auf beiden Seiten zahlreich fallen.

Die Ausstellung zeigt eines ganz deutlich: der Krieg taucht alles in Schrecken und Tod.

Ergänzt werden die Zeichnungen von Exponaten aus dem Ersten Weltkrieg. Ehrenmedaillen, Nachrufe oder auch Gedenkplaketten sieht man an Wänden und auf Tischen hinter Glas. Zwischen alledem sind Informationsplakate aufgestellt; sie erzählen von dem Künstler, seinem Leben und der Verknüpfung seiner Familie mit eben diesem Thema Krieg in der Vergangenheit. Tardis Großvater wurde zu einem Giftgasopfer im Ersten Weltkrieg,  sein Vater war Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg.

Die deutsch-französische Ausstellung ergänzt das ohnehin schon sehr authentische Schreckensbild des Ersten Weltkriegs mit Zitaten aus den unterschiedlichen Kriegsjahren. 1914 bei Kriegsausbruch wird die Begeisterung deutlich; die Soldaten ziehen mit dem Gefühl in die Schlacht, den Gegner schnell besiegen zu können und bald als ruhmreiche Helden zurückzukehren. Dass der Großteil dieser Soldaten niemals wieder heimkehrte wird bei der Betrachtung der aufgeführten Opferzahlen deutlich.  Ohne große Erklärungen stehen die unglaublich riesigen und unvorstellbaren Zahlen da. Jede Nummer steht für ein Leben.

Im Laufe des Krieges ändert sich die Berichterstattung der Medien. Die zitierten Ausschnitte der Zeitungen zeigen Aussagen von Generälen, die Zuversicht verbreiten sollen. Tote werden nur in der Hinsicht genannt, dass die Lebenden das fortführen und beenden müssten, was die Toten begonnen hatten.

Am Ende steht die große unpersönliche Auflistung des bleibenden Schreckens: Millionen Tote, Verletzte, Versehrte, Waisenkinder und Witwen.

Tardis Werke sind nicht alleine auf den Ersten Weltkrieg zu beziehen: sie zeigen die generelle Hässlichkeit des Krieges und lassen sich auch auf die heutige Welt übertragen. Nachdenklich geht der Besucher aus dieser Ausstellung. Und wertschätzend in Europa in einer Zeit des Friedens zu leben.

 

Fotos: Abtei Neumünster

DSC_0019 page 8 case 1 page 28 case 1 page 41 case 3 - copie page 88 case 3 page 93 case 3

Kommentare einblendenKommentare ausblenden

Kommentare sind deaktiviert.