Theater etwas anders

Chicks for money and nothing for free

Männer : In einem Testosteronausbruch sprengen fünf junge Schauspieler den Rahmen des Theaters, der uns droht die Lider schwer werden zu lassen. Das Publikum riss die Augen auf, als die Truppe  „Het Kip & Kopergietery“ aus Gent in „Chicks for money and nothing for free“ halbnackt über die Bühne des TRAFFO stürmte. Die Produktionsassistentin Susi Meier  reiste extra nach Wien um die fünfköpfige Schauspielgruppe aus Flandern für sich zu gewinnen. Am 28. und 29. präsentierten diese dann in den Räumen des Carré Rotondes, das von ihnen selbstgeschriebenes Stück, das wie sie in einem Nachgespräch erklärten, einer Darstellung ihrer Jugend ziemlich nahe käme.

Das einstündige Stück führt den Zuschauer durch die Landschaft der männlichen Stereotypen.

Ein roter Faden ist dennoch nicht klar zu erkennen, wenn die Männer Fäuste erheben und kämpfen, so dass rote Striemen auf den nackten Oberkörpern zurückbleiben, sie alleinig mit Rasierschaum bekleidet über die Bühne gleiten oder eine Bierflasche nach der anderen herunter kippen. Schlag auf Schlag folgen die Szenen und lassen das Stück genauso rhythmisch wie zerstückelt erscheinen.

Es ist nicht die Blöße, die in manchen Augenblicken schockiert, sondern die Bereitschaft im Adamskostüm mit dem Publikum zu interagieren und die bewusste Provokation, ein weiteres Stereotyp der Männlichkeit? Bilder beherrschen die Bühne und vielleicht ist es auch besser so, denn abgesehen von Schimpfwörtern, werden die Dialoge eher sparsam gestreut und beschränken sich auf kurze Wortwechsel.

Der Übertreibung der Gewalt und der Groteske setzen sich vereinzelte Augenblicke der Intimität gegenüber. Es ist gerade in diesen Rissen, der in Marmor geschlagenen Stereotype, in denen die Poesie aufblüht.

Wenn am Anfang und am Ende des Stückes das Schweigen eines einzelnen die Bühne füllt, wenn sich drei der Männer in Fötus Position in eine gläserne Kiste quetschen und sobald diese mit ihrem Atem angelaufen ist, Geschichten zuflüstern, dann sind das die zartesten und dichterischsten Moment der Aufführung. Ebenso schleichen sich die vielsagenden Gitarren- und Gesangeinlagen in das Herz des Zuschauers und mit „Wind of  Change“ von The Scorpions gegen Ende des Stücks, kommt die Hoffnung auf, dass das oberflächliche Stereotyp vom Wind hinfort geweht wird. Jedoch gipfelt das Ende in einer komödienhaften Klischeedarstellung der Homosexualität.

Die einen haben sich prächtig amüsiert, die andere schockierte die Vorstellung, langweilig war es auf keinen Fall. Symbole wurden nach ihrem Aufblühen von der Karikatur und der Vulgarität verschluckt, zu sehr befanden sich die Schauspieler noch im Ausleben ihrer Jungen- beziehungsweise Jugendträume. Besonders der sexuellen Gesten wegen, wurde ein Vorgespräch für Schulklassen angeboten. Meiner Meinung nach war ein Nachgespräch ebenso notwendig, wenn man bedenkt, dass das Stück in Schulklassen mit fünfzehnjährigen angeworben wurde.

Wirklich vorwerfen kann man den fünf Männern nur den fehlenden Tiefgang im Umgang mit den Stereotypen, denen sie doch eigentlich auf den Grund gehen wollten. Auch die flüchtige Brechung war nichts wirklich innovatives, es bleibt die Frage, ob dies an der Fantasie der Theatergruppe oder an unserer abgehärteten Gesellschaft liegt.

Kommentare einblendenKommentare ausblenden

Kommentare sind deaktiviert.