Von Rivalität zu Freundschaft

Dramatik und Glück in zwei Akten

Graue Steinhäuser, farbenfrohe Kostüme, Rivalität und Ausgrenzung, denen eine Freundschaft trotzt. Zwei Tänzer, die im Vordergrund stehen und Nebenrollen, die stets präsent wirken. Das Ballettstück „Zorba le grec“ macht den Auftakt des Festival de Wiltz und endet nach der dritten Zugabe.

Eine hügelige Gegend, schlichte Häuser, die sich im Hintergrund befinden, und das Augenmerk den Kostümen, den Tanzeinlagen und der Musik lassen. Klassisches Ballett und moderner Ausdruckstanz treffen auf griechische, teils orientalisch klingende und schwungvolle Musik (Mikis Theodorakis). Diese ist um Elemente des Filmsoundtracks ergänzt.

Dennoch folgt die Choreographie Lorca Massines inhaltlich nicht vollständig der Filmvorlage (1964) zu Kazantzakis Roman. Zwei Akte erzählen die Geschichten von John (Anton Bogov) und Zorba (Sergiu Moga). John, Amerikaner, zieht nach Kreta und versucht, mit den Einwohner/inne/n seines neuen Wohnortes Kontakt aufzunehmen. Deren Verhalten ist abweisend, sie scheinen anfangs gar mit John zu rivalisieren. Mit der Ausnahme von Surmelina, für die sich neben John ein weiterer Dorfbewohner interessiert, sind die Motive für die Rivalitäten nicht klar. Nach den ersten Schwierigkeiten freundet sich John schließlich mit Zorba an, einem Griechen mit anderer Lebenseinstellung. Zorba zeigt John seine Art, über das Leben zu denken und es trotz aller Widrigkeiten zu genießen. Das Leben im Dorf nimmt seinen Lauf: Zorba geht eine Beziehung mit der Künstlerin Madame Hortense ein, die jedoch schwer erkrankt. Johns und Surmelinas Beziehung findet ebenfalls ein tragisches Ende. Die Dramatik nimmt zu, wobei die Inszenierung die positiven Ereignisse hervorhebt: Johns und Zorbas Freundschaft besteht weiterhin, die Dorfbewohnenden scheinen ihre Einstellung zu John zu ändern,… .

Das Ballett de Maribor (Slowenien) präsentiert eine Tanzperformance, die wenig auf Hebefiguren setzt und stattdessen Sprünge und weitere Einlagen wie sich im Takt der Musik bewegende Hände auf der Bühne zeigt. John, Zorba, Surmelina und Madame Hortense sind bereits durch ihre Kleidung von den weiteren Dorfbewohnenden zu unterscheiden. John ist ganz in Weiß gekleidet, Zorba trägt eine gestreifte Hose, Hosenträger und ein Tuch. Surmelinas Kleid ist schwarz-rot und mit Spitzen verziert, bei Madame Hortense fällt das beige und durchsichtige Oberteil auf, das wie ein Umhang über dem bunten Kostüm wirkt. Die Dorfbewohner tragen schwarze Hosen und weiße Blusen, die Dorfbewohnerinnen wechseln ihre Kleidung von hellen, einfarbigen Kleidern zu Jeannie-Kostümen. Nicht nur diese geben „Zorba le grec“ eine orientalische Nuance. Die Kulisse der Häuser könnte nicht nur Kreta, sondern auch einen Ort im Nahen Osten darstellen. Elemente der Musik sind in ähnlicher Form in orientalischen Liedern zu finden.

Die Musik passt sich an die Stimmungen der Szenen an und trägt zur Begeisterung vieler Zusehenden bei. „Zorba le grec“ bekommt ZwischenapplausIm Freien aufgeführt, mit dem Schloss nebenan und einer weißen Überdachung, die viele Sitzplätze einschließt – Die spärlich eingesetzten Lichteffekte sind bei der schon bestehenden Stimmung ausreichend, zumal es auch erst gegen Ende des Stückes vollständig finster wird.

„Zorba le grec“ ist eine knapp zweistündige Performance über Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, Verzweiflung und Rivalität. In Ansätzen werden Macht und Beeinflussung angesprochen. Der Dorfbewohner, der an Surmelina interessiert ist, erhält in seinem Werben Zuspruch der weiteren Bewohnenden, während John noch ausgegrenzt wird. Dieser Dorfbewohner wirkt selbstsicher, machtvoll aufgrund seiner Stellung im Dorf. Rhetorik wird eingesetzt, damit sich die Bevölkerung für die Ziele eines Anderen starkmacht.

Gepunktet wird mehr mit den Tanzeinlagen und der Musik im Vergleich zum Inhalt an sich. Übergänge bekommen in „Zorba le grec“ wenig Platz eingeräumt, neue Figuren tauchen eher plötzlich auf. Speziell als Nichtkenner/in des Inhalts und mit wenig Hintergrundwissen zu Ballett ist es schwierig, das dargestellte Geschehen festzumachen.

Die Mehrheit des Publikums hat jedoch (Ballett)-Kenntnisse oder sieht dies anders: Für Applaus wird teils aufgestanden, „Zorba le grec“ erreicht die Hochstimmung am Ende des Stückes. Die Bewegungen werden beschleunigt, die letzten Tanzeinlagen fordern nicht nur deshalb mehr Körpereinsatz.
Applaus und drei Zugaben folgen. Einzelne Zuseher/innen hören auf der Rückfahrt nochmals die Musik.

Das Festival de Wiltz findet bis zum 26.7., meist von Mittwoch-Sonntag, statt. Weitere Programmpunkte sind Konzerte wie „Seven kings in concert“ und „The Puppini sisters“, das französische Theaterstück „La grammaire“ und das Musical „Cats“. Vor Ort werden Imbisse, Decken und Kissen angeboten. Es empfiehlt sich aber, zusätzliche Kleidungsstücke mitzunehmen, da die Verleihung eines Polsters €10 kostet. Nach dem Vorstellungsende fährt ein Spezialzug nach Luxemburg-Stadt.

Zu weiteren Informationen und Tickets: http://www.festivalwiltz.lu/

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