Filme von jungen Leuten für junge Leute

Mein Tag bei Créajeune

Freitagmorgen, 9 Uhr: Ich sitze im Kino 8 ½ in Saarbrücken, der Vorhang vor der Leinwand öffnet sich und ich sehe einen Kurzfilm auf Luxemburgisch über das Model Tussi, das auf ihrem Weg zu einem Casting entführt wird. Danach folgen eine Dokumentation über Mobbing auf Deutsch und ein Animationsfilm auf Französisch, in dem eine Frau sich für einen Hund hält. Ich bin nicht allein im Kino: Einige Reihen vor mir sitzen elf Kinder aus allen möglichen Ecken der Großregion im Alter von 10 bis 12, ständig wird gekichert oder gelacht, ab und zu auch gegähnt (es ist ja schließlich noch früh). Wie passt das bloß alles zusammen? Ganz einfach: Créajeune!

 

Der Videowettbewerb in der Großregion findet in diesem Jahr schon zum siebten Mal statt. Rund 150 Filme in den drei Kategorien Kinder (bis 12 Jahre), Jugendliche (bis 18 Jahre) und junge Erwachsene (bis 30 Jahre) wurden eingereicht. Die Themenwahl blieb den Teilnehmern selbst überlassen, die Filme durften nicht länger als 30 Minuten sein. So kam eine bunte Mischung aus Musikvideos, Dokumentationen, Animationsfilmen oder kleinen Spielfilmen zusammen. „Eine Vorauswahljury hat dann aus den 150 Einreichungen die 75 Filme ausgewählt, die jetzt dem Publikum gezeigt werden“, erklärt mir Beate Pelzer, 21, die ehrenamtlich beim Saarländischen Filmbüro arbeitet und die Vorstellungen moderiert. Sie und ihre Kollegen haben die kürzeren Filme auch untertitelt – die deutschen Filme mit französischen Untertiteln, die französischen Filme mit deutschen Untertiteln und die luxemburgischen Filme mit deutschen und französischen Untertiteln. Die längeren Filme wurden von Studenten der Universität des Saarlandes übersetzt. Die Untertitel wurden schließlich in Luxemburg in die Filme eingefügt. Eine richtige grenzüberschreitende Zusammenarbeit also!

Die elf Kinder, die mit mir im Kino sitzen, bilden die Jury für die Kategorie Kinder – und wählen aus den gezeigten Filmen die Gewinner für drei Preise aus. Das ist gar nicht so einfach, verrät mir Matteo, 11 Jahre alt, aus Luxemburg: „Wir haben gestern schon mehrere Stunden im Kino gesessen und einige Filme gesehen, heute dann den Rest. Jetzt gleich stimmen wir ab, wer die Gewinner sind!“
Während die elf Jurymitglieder sich in ihren Versammlungsraum zurückziehen, bleibe ich noch ein wenig im Kino 8 ½ und unterhalte mich mit Lea, 15, von den Triki-Reportern. Sie und ihre Freunde sind heute Morgen extra aus Trier angereist, um ihren Film über Mobbing im Kino zu sehen. „Die Triki-Reporter gibt es schon seit 2008. Wir sind alle zwischen 8 und 14 Jahren alt und treffen uns in unserer Freizeit, um Triki-Magazine zu drehen. Die Themen finden wir durch gemeinsames Brainstorming.“ Ungefähr alle 3 Monate gibt es ein neues Magazin, alle Filme werden auf einem Trierer Regionalsender gezeigt und sind auch im Internet zu finden.

Um 12:30 Uhr gibt es dann Mittagessen für die Jurymitglieder und ihre Betreuer. Als ich dazustoße, stehen die Gewinner schon fest, sind aber natürlich noch streng geheim. Nur ein paar lobende Erwähnungen werden noch ausgesprochen, bevor sich alle erstmal am Gemüseauflauf stärken.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es um 15 Uhr im Ministerium für Bildung und Kultur in Saarbrücken mit der Siegerehrung weiter. Viele Interessierte sind gekommen, um zu erfahren, wer die drei heißbegehrten Preise in den Kategorien „Bester Film“, „Medienkompetenz“ und „Humor und Ironie“ abgestaubt hat, es müssen sogar noch mehr Stühle aufgestellt werden, damit alle einen Sitzplatz bekommen. Nach einigen Danksagungen an alle Kooperationspartner gibt es erstmal einen Film über die Arbeit der Kinder-Jury zu sehen: Für alle elf Jurymitglieder war die Zeit in der Jury eine tolle Erfahrung und eine große Chance, die Kultur und die Sprache der anderen kennenzulernen.
Anschließend werden die drei Preise von jeweils zwei Jurymitgliedern auf Deutsch und auf Französisch verliehen: 250€ in der Kategorie „Humor und Ironie“ gewinnt Angry Birds, ein Film von der École primaire An der Wiss in Luxemburg. Der Preis in der Kategorie „Medienkompetenz“, eine Kamera, geht an die Dokumentation Welt vun der Wëssenschaft von der Gemeinde Bettembourg in Luxemburg. Den Preis in der Kategorie „Bester Film“ verleiht die Jury schließlich an einen Film, der „Gutherzigkeit und Mitgefühl am besten verkörpert“: Allumette, eingereicht von Plaza Art in Wallonien. In dem Film geht es um ein armes und verlassenes Mädchen, das vor Weihnachten auf der Straße Streichhölzer verkauft, doch niemand interessiert sich für sie. Als sie traurig ihre letzten Streichhölzer anzündet und sich etwas wünscht, fallen plötzlich ganz viele Geschenke vom Himmel. 500€, gestiftet vom Minister für Bildung und Kultur des Saarlandes, gehen somit nach Belgien. Bei Keksen und kalten Getränken können alle Teilnehmer den Nachmittag dann gemütlich ausklingen lassen.

Erstmals wurden die drei Wettbewerbskategorien in diesem Jahr auf drei Städte in der Großregion verteilt. Wer jetzt also Lust bekommen hat, auch einige der eingereichten Kurzfilme zu sehen, hat noch an drei Tagen die Möglichkeit dazu: Am 18. und 19. Dezember werden die Filme der Jugendlichen im Théâtre du Saulcy in Metz gezeigt. Am 28. Januar gibt’s die Filme der jungen Erwachsenen in der Cinématheque de la Ville de Luxembourg in Luxemburg zu sehen. Weitere Infos findet ihr auch im Internet unter www.creajeune.eu.

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